Bewegung bedeutet Leben, Klang, Musik und Kunst.
Haltungen, die menschliche Erscheinung, körperliche und geistige Gesten visualisieren Interaktion und Isolation, Kommunikation und Kontemplation. Wie der Klang der Musik, die Wirkungsweise der Farbe und der Gestus des gezeichneten Striches erzeugt Licht, durch Glas gebrochene, reflektierte Helligkeit Gefühle von Leichtigkeit, Wärme und vielleicht Glück.
In meiner Arbeit für die neue Sozial-Aktien-Gesellschaft Bielefeld habe ich versucht, diesen Klang, die Bewegung, die Farbe und die Helligkeit im wahrsten Wortsinne transparent zu machen durch kolorierte Silhouetten menschlicher Figuren auf transparentem Papier, einem Material, das mir durch meine Arbeit im Bereich der Architektur vertraut ist. Durch die Überlagerung der fünf Blätter reduziert sich vordergründig die Transparenz; der Betrachter kann und soll sie sich neu aneignen: durch die Veränderung der Farbreihenfolge Weiß, Gelb, Blau, Rot und Schwarz oder durch die Verwendung der Arbeit als tatsächliches Glas-, Fenster- oder durch Kunstlicht erhelltes Schaubild.
So wird die Beweglichkeit und Flexibilität, die Dynamik und die Wandlungsfähigkeit der im Bild dargestellten Figuren zur notwendigen Betätigung bei ihrer Betrachtung zugleich ein wesentliches Charakteristikum unserer modernen Zeit, in der die Erinnerung an traditionelle Schichtmalereien und alte Lasurtechniken in einer wie dahingeworfen erscheinenden Zeichnung vielleicht das Dahinterliegende, das Wesentliche und wirklich Wichtige durchscheinen lassen: Haltungen.
Catherine Aubert, 1999