Bei dieser Arbeit handelt es sich um einen Auszug der Wandinstallation Arbeitsstück IV. Diese besteht aus ausgestanzten Locherpunkten, die in vergrößerter Form mittels Frottagetechnik auf gegossene Gipsformen aufgetragen und direkt an die Wand montiert sind. Fünf Teile dieser Wandinstallation wurden in einer Vitrine nochmals neu zu einer eigenständigen Arbeit zusammengefaßt. Sie zitiert den installativen Charakter der Originalarbeit als Wandbild. Die Wandinstallation Arbeitsstück IV ist Teil einer Objektgruppe mit dem Titel Arbeitsstücke. Die einzelnen Arbeiten sind in ihrer visuellen Ausformung vollkommen unabhängig voneinander und dennoch thematisch miteinander verknüpft. Sie nehmen direkten Bezug auf Formen und Gegenstände, die Teile von verschiedenen Arbeitsprozessen waren. Dabei handelt es sich um Hilfsmittel, Proben und sogar Abfallprodukte, die im Hinblick auf das eigentliche Endprodukt als Zwischenschritte bezeichnet werden können. Sie erlangen ihre Eigenständigkeit als künstlerisches Objekt einerseits durch die Isolierung aus dem Prozeß und andererseits durch eine dem Gegenstand angemessene Modifizierung. Dabei wird ihr Nutzen für das Endprodukt um den Blick auf ihre Form und Ästhetik also den Blick auf das Zwischenprodukt selbst erweitert. Dieser ermöglicht es ihnen, letztlich auch abgekoppelt von ihrem ursprünglichen Zweck zu existieren. Es tritt eine Verlagerung der Wertigkeit ein weg von der Betrachtung des Ergebnisses, hin zu einer Betrachtung des Prozesses. Der Gegenstand, der ursprünglich nur Mittel zum Zweck war, bekommt durch einen anderen Kontext eine neue und übergeordnete Bedeutung. Gerade bei der hier abgebildeten Arbeit läßt sich diese Verlagerung deutlich nachvollziehen: Das Abfallprodukt des Locherpunktes bekommt losgelöst vom Zweck des Abheftens eines Blattes Papier eine eigene kompositorische Bedeutung.
Justus Laquay, 1999