Ohne Titel, 1998

Bei ihren Objekten und in ihrer Malerei befaßt sich Karin Irshaid mit Wahrnehmungen.
Es geht ihr dabei nicht um eine eindeutige Aussage, um Anekdotisches, Erzählerisches. Sie bietet vielmehr Möglichkeiten des Sehens an, die über die üblichen Sehgewohnheiten und damit auch über die Sprachgrenze hinausgehen.
Karin Irshaid möchte die Sinne auf eine andere Ebene lenken. Farbe ist für sie etwas Empfindsames, das direkt Empfindungen auslöst und zugleich bei jedem Einzelnen durch individuelles Erkennen Informationen vermittelt. Was bedeutet „Rot„? Was bedeutet „Blau„ oder eine andere Farbe? Jede Farbe hat für die Künstlerin ein riesiges Angebot, so daß mit ihr eine Beziehung möglich wird, die vielfältig ist und dennoch aus der Möglichkeit dieser einen Farbe entstanden ist. Gleichzeitig spielt die Form eine Rolle: Bei ihren Objekten reizt Karin Irshaid die archaische, reduzierte Form, die durch den jeweiligen Ausdruck der Farbe unterschiedliche Zuordnungen ermöglicht.
Ihrer Kunst liegt die Vorstellung von etwas Bestimmtem zugrunde, das noch im Bereich des Unbestimmten liegt, dem Nicht-Sagbaren, dem, was wir zwischen den Zeilen zu lesen glauben, ohne es wirklich begreifen zu können. Das Erkennen der Ambivalenz oder die Schaffung einer Balance zwischen Rationalität und Emotion sind damit Leitmotive der künstlerischen Arbeit Karin Irshaids.
Andreas Beaugrand