In zahlreichen Bildern und Arbeiten auf Papier von Markus Lörwald erscheint die menschliche Figur reduziert auf einzelne Körperglieder und- segmente. Lörwald zeigt den Menschen in körperlichen Verrenkungen, Verzerrungen, extremen Posen und Verkürzungen. Das Idealbild des Körpers als eine unversehrte Einheit wird bewußt in Frage gestellt.
Hier dient die Fragmentierung weniger dazu, den Betrachter über das Dargestellte hinaus auf das nicht Sichtbare oder noch nicht Sichtbare zu lenken und ihn so zur geistigen Vervollkommnung bzw. Ergänzung des scheinbar Unvollständigen anzuregen. Vielmehr folgt der Einsatz des Fragments dem Zweck, das universelle Ausdrucksvermögen der vom übrigen Körper abgelösten Glieder hervorzuheben und den Blick auf das körperliche Detail zu lenken, in dessen Auftreten sich die komplexe Dramatik der menschlichen Existenz verdichtet. Die körperliche Einheit wird bewußt zerstört, um den Blick auf signifikante Gesten und Bewegungen zu lenken, die ihrerseits zeichenhaft für die Verletzlichkeit menschlichen Seins stehen. Lörwalds Malerei entzieht sich damit jeglichen traditionellen Schönheitskriterien. Dem Künstler geht es nicht um die anatomisch korrekte Wiedergabe menschlicher Körperformen, sondern seine maßgebliche Intentionen richten sich auf die existentiellen Grundsituationen des Menschen, dargestellt an signifikanten Gesten, Posen und Handlungen einer häufig in physischer Deformation gezeigten menschlichen Figur. Die drohende Zerstörung des Körpers, seine vom Maler vorangetriebene Zerstückelung und Auflösung in einzelne, häufig über die gesamte Bildfläche verstreuten Segmente werden zur plastischen Versinnbildlichung einer psychischen Zerbrechlichkeit.
Dr. Uwe Schramm